Montag, 10. August 2015

Akquise - das "Verlieren" gehört nicht zum Verkaufsprozess!

Vielleicht kennen Sie solche Aussagen, dass das Verlieren zum Verkaufen dazugehört? Das ich mich als Verkäufer durch die Statistik motivieren lassen soll. Das nach durchschnittlich x Absagen eine Zusage für einen Termin folgt. Muss ich als Verkäufer wirklich akzeptieren, dass das Verlieren dazugehört, dass nur wenige Prozente der Kontakte wirklich zu Interessenten oder sogar zu neuen Kunden werden? Nein! Nicht, wenn ich kundenorientiert akquiriere. Wenn ich die Akquise konsequent am Bedarf der potentiellen Kunden ausrichte, macht (Kalt-) Akquise Spaß und meine Angebotsquote steigt auf über 60% - auch wenn aktuell bei einem potentiellen Kunden kein Handlungsbedarf besteht.

Die Erfahrung. Als Verkäufer bin ich gescheitert, wenn ich die Akquise angebotsorientiert, also ausschließlich aus Sicht „meines“ Verkaufsprozesses gemacht habe. Ich bin gescheitert, weil ich so mit einer falschen Zielsetzung, und in der Folge, zur falschen Zeit und mit den falschen Angeboten gegenüber den Entscheidern des potentiellen Kunden gearbeitet habe. Im Gegensatz dazu bin ich erfolgreich, wenn es mir gelingt den Handlungsbedarf eines Kunden, seine Struktur und die Ziele seiner Entscheider in seinem Einkaufs- und Entscheidungsprozess zu erfassen und meinen Verkaufsprozess daran auszurichten. Nur, wie kann ich als „Außenstehender“ den Einkaufs- und Entscheidungsprozess eines Unbekannten, eines potentiellen Kunden so schnell und so gut kennenlernen, dass ich meinen Verkaufsprozess daran ausrichten kann?

Die Methode. Der erste Schritt dazu ist, Kontakt zu finden und ad-hoc den Grundstein für eine belastbare Beziehung zu legen. Das ist m.E. das Ziel der Akquise. Mehr nicht. Die weiteren Schritte des Verkaufsprozesses folgen später. Und genau hier liegt nach meiner Erfahrung eine gefährliche „Stolperfalle“. Ich will zu schnell zu viel. Als Mensch fühle ich mich dort wohl, wo mir keine „Gefahr“ oder Widerstand drohen. Auch Verkäufer sind Menschen. Sie präsentieren, was ihnen vertraut ist, was sie kennen, was ihnen Sicherheit gibt: „Wir sind Anbieter von … mit mehr als … Jahren Erfahrung … und haben eine ganz neue Technologie für … entwickelt! Sie können damit einen Produktivitätsschub von  .. % realisieren. In einem Termin können Sie sich selber davon überzeugen. Wenn Sie Interesse haben, rufen Sie uns an oder schicken Sie uns das Antwort-Fax zurück.“ Wenn ich so oder so ähnlich meine Firma, mein Angebot, meine Technologie präsentiere … verliere ich sofort wieder den Kontakt zu meinen potentiellen Kunden.

Warum? Mir, dem Verkäufer, geht es in der Präsentation gut. Nur, und jetzt denken Sie bitte einmal an die Anrufe und Mails von Anbietern, die Ihnen etwas verkaufen wollen… Über 70% der Entscheider fühlen sich von diesen Anrufen und Mails genervt. Sie finden nichts, was sie interessiert, dem sie ihre Aufmerksamkeit schenken könnten – es sei denn, dass die Mail oder der Anruf sie genau in dem Moment erreicht, in dem dieses Thema für sie relevant ist. Dann kann es sehr schnell gehen.  

Ein potentieller Kunde schenkt meinem Angebot und meinen Leistungen dann seine Aufmerksamkeit, wenn ich ihm damit einen Nutzen biete. Das heißt, wenn ich dazu beitrage, dass er einen von ihm als drängend und relevant wahrgenommenen Handlungsbedarf erfüllen kann. Die Kunst ist wohl, diesen Handlungsbedarf schnell und richtig zu erkennen und zu beurteilen. Doch dazu brauche ich einen Zugang, den Kontakt zu jemandem, der mir mit hoher Verbindlichkeit sagen kann, welcher Handlungsbedarf aus Sicht des Kunden eine so hohe Priorität hat, dass er dort auch tatsächlich eine Veränderung angestrebt, also investieren wird. Im B2B Bereich ist das erfah-rungsgemäß die Geschäftsführung des potentiellen Kunden. Nur, mit der Bitte um einen Termin, scheitere ich ja genau dort!

Ist das nicht ein Henne-Ei-Problem? Nein! Es ist vielmehr die Frage der richtigen Zielsetzung. Was ist das Ziel der der Akquise? An wen wende ich mich? Und was biete ich dem (Vertreter des) Kunden in diesem ersten Gespräch oder ersten Telefonat an? Wie kann ihm schon das Akquise-Gespräch einen wirklichen Nutzen bieten? 

Durch gute Argumente für unser Angebot oder mein Interesse, meine Aufmerksamkeit für seine Probleme?

Der Schlüssel zur Aufmerksamkeit des Kunden. Mit der Aufmerksamkeit für sein Unternehmen, meine ich nicht, ihn zu fragen, ob er für sein Unternehmen Interesse oder Bedarf an meinem Angebot hat, oder ob er schon einmal etwas von unserem Unternehmen, einer bestimmten Technologie oder Methode gehört hat. Mein Angebot spielt in dieser Phase noch keine Rolle! Meine Kompetenz schon. Die zeigt sich in den „richtigen“ Fragen, an der „richtigen“ Hypothese. Sie zeigt sich darin, wie gut es mir gelingt, seine Themen, seinen Handlungsbedarf zu erfassen. Die Kompetenz, die er mir damit auch zubilligt ist die, dass jemand, der ein Problem erkennt, es in der Regel auch lösen kann. Ob meine Lösungskompetenz dann tatsächlich ausreicht, oder ob sie vielleicht sogar die beste ist, dass wird er im weiteren in seinem Einkaufs- und Entscheidungsprozess prüfen. 

Die Kompetenz zeigt sich auch in gut gemachten „Hausaufgaben“, in gut recherchierten Zielgruppen. Diese lassen dann verblüffende Ergebnisse zu. Zum einen erlaubt das Wissen um die Zielgruppe von Beginn an Themen auszuwählen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit jetzt, zur Zeit, für ihn relevant sind. Zum anderen berichten die Kunden von sich aus, selbst wenn ich mit meiner Hypothese völlig „daneben“ liege, was die für sie tatsächlich die wichtigen Themen sind, wo sie ihren Handlungsbedarf und ihre Prioritäten sehen. Besteht temporär kein Handlungsbedarf, kann ich mich darauf verlassen, dass die Absage tatsächlich temporär ist – weil die Kunden dann, wenn der Handlungs-bedarf aufkommt, sich oft von allein wieder melden.

Die Umsetzung. Und, wie bekomme ich den Zugang zu der Geschäftsführung? Damit bin ich wieder bei der bereits erwähnten Stolperfalle. Biete ich Zuviel oder das Falsche, überfordere ich meinen Ansprechpartner! Biete ich ihm nichts, verläuft der Kontakt im Leeren. Ich brauche eine „Story“, „Hypothese“ die für alle Ansprechpartner aus dem Stehgreif „angepasst“ werden kann, die sie alle interessiert und/ oder -  sich unmittelbar in ihren Aufgabenbereich einordnet. 

Die Hypothese (Akquise-Story). Aus meiner Erfahrung reicht es im ersten Schritt, in der Akquise, den Kunden (Ansprechpartner) zu fragen,
  • ob bei ihm in absehbarer Zeit zu meinem „Thema“ ein potentieller Handlungsbedarf be- oder entsteht;
  • wer mir dazu aus Sicht seiner Geschäftsführung die spezifischen Anforderungen an das Thema erläutern kann
  • und ob er in diesem Sinn, grundsätzlich für ein Gespräch mit mir als möglichem Lieferanten (Externem, Fremden) offen ist - weil es mein Ziel ist - 
  • Ihn als Kunden zu gewinnen.
Der Akquise-Prozess. Tatsächlich bekomme ich so den direkten Kontakt zur Geschäftsführung. Ist die Geschäftsführung nicht erreichbar, schicke ich – in Abstimmung mit dem Sekretariat - die gleichen Fragen per Mail. Oft erhalte ich nach kurzer Zeit (manchmal nur Stunden später) einen Anruf oder eine Mail des Sekretariats oder direkt von der Geschäftsleitung. Dabei erhalte ich die Auskunft, mit wem ich mich zu dem Thema abstimmen soll, wann ein Telefontermin möglich ist; dass aktuell kein Handlungsbedarf zu diesem Thema besteht oder dass sie grundsätzlich nicht mit externen Partnern arbeiten. Was heißt das? Ich bin jetzt im Entscheidungsprozess des Kunden „angekommen“. Ich bin „autorisiert“, innerhalb des Entscheidungsprozesses des Kunden zu agieren. Die Aussage, dass zur Zeit kein Handlungsbedarf besteht ist dabei meist ehrlich (siehe oben) und schützt mich davor, Zeit in Themen zu investieren, die sonst im letzten Moment durch die Geschäftsführung doch gestoppt – oder ewig „geschoben“ werden.

Akquise und Kundenanfragen. Und wie ist das, wenn ein potentieller Kunde nach einem Angebot fragt? Mir dabei vielleicht noch erklärt, dass er z.B. ein Bereichsleiter ist, ein eigenes Budget hat und selbst entscheiden kann? Und deshalb ganz schnell das Angebot braucht? Soll ich dann nicht die Chance ergreifen, ihm das Angebot schicken und versuchen, direkt abzuschließen? Ja, nur laufen Sie Gefahr, Ihre Zeit zu verschwenden. Klären Sie vorab seinen Handlungsbedarf. Ich frage potentielle Kunden in dieser Situation:

  • Wie haben Sie das bisher gemacht? 
  • Wie sind Sie bisher mit der Situation umgegangen?
  • Warum wollen Sie das jetzt ändern?
  • Was soll anders werden?
  • Wie ordnet sich das in die übrigen Abläufe ein?
  • Und wie weit ist das schon mit Ihrer Geschäftsführung abgestimmt?


Wenn ich unsicher bin, bitte ich den Ansprechpartner mich bei der Abstimmung mit seiner Geschäftsführung zu unterstützen. Wenn er blockt, dann oft mit dem Argument, dass er ja sein eigenes Budget hätte … . Tatsächlich ist es oft so, dass er ein Thema durchsetzen und Tatsachen schaffen will – wohl auch weil er vermutet oder weiß, dass genau dieses Thema zur Zeit nicht auf der Prioritätenliste der Geschäftsführung steht. Ob er sich letztlich durchsetzen kann weiß ich, wenn ich seine Rolle im Entscheidungsprozess kenne. Dabei hilft schon die Planung eines Gespräches mit der Geschäftsführung.

Der nächste Schritt in der Umsetzung besteht nun darin, dieses allgemeine Thema mit den Ansprechpartnern zu präzisieren. Das heißt die spezifischen Anforderungen zu erfassen und zu spiegeln. Und das alles noch immer, ohne die konkrete Lösung zu thematisieren. Erst wenn der Kunde diese Präzisierung „abgenommen“ hat, beginne ich mit ihm über mögliche Lösungen zu sprechen. Im Rahmen dieser „Abnahme“ ergänzen die Kunden ihre Anforderungen oft um ganz wesentliche Punkte.

Die Aufwände. Wie lange das dauert? Oft reichen 2-3 Telefonate mit dem Sekretariat oder dem Geschäftsführer und 1-2 Telefonate oder Gespräche mit dem Ansprechpartner im Fachbereich. Das aufwendigste dabei ist, die Zusammenfassungen der Anforderungen des Kunden, verbunden mit der Bitte an ihn, diese zu korrigieren oder zu ergänzen, zu schreiben. Theoretisch sind diese Zusammenfassungen nichts anderes als Feedbackschleifen – die zum einen Verbindlichkeit und Vertrauen schaffen, zum anderen erlauben sie mir, im weiteren den Einkaufs- und Entscheidungs-prozess des Kunden aktiv zu gestalten, nicht selten sogar, zu führen. Denn die Mühen der Ebene, die Verkaufsgespräche im Einzelnen, die Anpassungen des Angebotes, dass alles folgt erst noch - nur um vieles leichter als bisher.

Das Angebot. Wenn Sie diese Methode im Detail kennenlernen und in Ihrem Verkauf nutzen wollen, rufen Sie uns einfach an (Tel: 036481 84485) oder schicken Sie uns eine Mail mit Ihren Kontaktdaten. Wir freuen uns auf Sie und rufen Sie umgehend zurück.

Thomas Reich